Im Laufe der Jahre wurde ich schon so oft danach gefragt, wie ich mir den Spaß an unserem schönen Hobby erhalten habe. Ja das ist fürwahr eine wirklich gute Frage. Denn mittlerweile fische ich bereits rund 40 Jahre gezielt auf Karpfen. Wenn das nicht eine krass lange Zeitspanne ist, dann weiß ich es auch nicht. Und ehrlich gesagt, manchmal frage ich mich selbst danach, wie ich mir das Feuer an dieser Leidenschaft so lückenlos lang erhalten konnte.
Einerseits muss mein Fischen möglichst vielfältig gestrickt und abwechslungsreich sein. Wie logisch, denn niemand mag auf Dauer ein tägliches Einerlei. Ganz klar, dass hierzu auch regelmäßige Wechsel der Gewässer zählen. Doch damit nicht genug der Abwechslung. Mein Angeln an sich sollte ebenso weit gespreizt sein. Tagelanges Aussitzen war noch niemals so wirklich mein Ding. Da fehlt mir irgendwie der Pepp. Ich brauche möglichst auch eine gute Portion an Action. Damit kann ein gut gepflegter Futterplatz sehr gut herhalten. Hier kann ich von der ersten bis hin zur letzten Minuten mit Bissen und somit auch mit einer Menge an Kurzweile rechnen.
Aber auch das wird irgendwann fade und echt langweilig. So ein paar kleine Erkundungs- und Beobachtungtouren sind dann ebenso nicht von der Hand zu weisen. So ganz ohne Angelzeugs und Gedöns, versteht sich. Dadurch bekomme ich oftmals einen völlig anderen Blickwinkel und eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen. Unsere Zielfische zu studieren kann zu einem wahren Highlight werden. Genau diese Kleinigkeiten bringen mich beim späteren aktiven Fischen wieder eine Nasenlänge weiter.
Stichwort Stalken! Auch diese Art des Karpfenfischens ist klasse interessant. Nur mit den wirklich notwendigen Utensilien, sprich ganz leichtem Gepäck bewaffnet, bekommt das Fischen ein völlig anderes Flair. Im Grunde genommen wird hierbei das eigentlich extrem statische Standardangeln gegen eine mobile Variante getauscht.
Gleiches gilt auch für die modernere Abart des Zigfischens. Mit dem richtigen Wasser in der Hinterhand lassen sich hiermit wahre Sternstunden erleben. Und auch die Anforderungen an den Angler sind hierbei völlig konträr zum gewöhnlichen Karpfenfischen. Und wer schon einmal einen feisten Carp der 20-Kiloklasse an feinstem Gerät gefangen hat, ja der weiß genau wovon ich hierbei rede.
Aber was ich noch für sehr viel entscheidender halte ist, dass ich niemals ein „Herdenmitglied“ geworden bin. Wenn ich auf irgendetwas Lust hatte, dann habe ich es auch gemacht. Und wenn etwas gerade mal so richtig hipp war, dann war mir das ziemlich komplett egal.
Viel lieber suche ich mir ein von der breiten Masse gänzlich verschmähtes Gewässer, an dem ich super meine Ruhe habe. Gehypte Gewässer, also jene die voll trendy sind, waren noch nie wirklich meins. Spätestens wenn der wahre Punk dort so richtig losging, habe ich mich ziemlich rasch komplett verzogen und neuorientiert. Schließlich möchte ich Spaß und keine Stress beim Fischen haben. Zudem zählt für mich auch die Ruhe in der Natur zu erleben zu einem klasse Teil unseres Hobbys, den ich sehr zu schätzen weiß.
Was sich bei mir auch immer mehr gezeigt hat: Ein Gewässer muss mir liegen. Damit meine ich, dass ich meist schon bei der ersten Inaugenscheinnahme einen direkten „Klick“ verspüre und mich somit dort auch direkt wohlfühle. Ist dies nicht der Fall, so suche ich lieber weiter nach einem geeigneteren Wasser.
Ich schaue am Wasser nicht gerade oft auf die Kollegen. Mein eigenes Fischen, genau dies ist „mein“ Maß der Dinge. Und so lasse ich mich auch nicht von dem Wesentlichen ablenken. Die Fänge anderer Kollegen seien ihnen von Herzen gegönnt. Doch aus der Ruhe lasse ich mich damit nicht bringen.
Stickwort Rekorde jagen: Ich sehe es als einen der negativsten Aspekte unseres Hobbys. Wer immer nur auf dem Sprung zum nächsten Highlight ist, der wird nicht wirklich lange Freunde daran haben. Die daraus resultierende Unzufriedenheit macht einem über kurz oder lang den Garaus.
Oha und grundsätzlich habe ich schon seit jeher meine Köder selbst hergestellt. Wahrlich, dieser besondere Teil des Karpfenangelns hat mich schon seit jeher gepackt. Auch dies Puzzlestück ist sicherlich ein guter Garant dafür, dass es mir niemals an Herausforderungen gefehlt hat und ich heute noch für diese Leidenschaft brenne.
Liebe Kollegen, ich wünsche Ihnen allen, dass Sie ebenso viel Spaß am Wasser verspüren und sich das Ganze ein Leben lang erhalten können.
Thomas Talaga